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Autor
Leonie

Stadtteil Dietenbach: Was gibt’s Neues?

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Zusammenfassung

Rund um den Stadtteil Dietenbach ist gerade großer Aufruhr, weil bald die ersten Bäume für den Bau des Stadtteils gefällt werden sollen. Doch was ist eigentlich der aktuelle Stand der Planung? Im September hat die Projektgruppe der Verwaltung ein Update gegeben, das wir für euch zusammenfassen.

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Wie ist eigentlich der aktuelle Stand zum Stadtteil Dietenbach? Wir waren für euch beim Aktionstag „Ökologisch und nachhaltig Bauen und Wohnen“ im Waldhaus am 17.09.23. Dort war die Projektgruppe Dietenbach vor Ort und hat den aktuellen Stand zusammengefasst.

Gleichzeitig mobilisieren Initiativen für Proteste: Sie wollen den Wald schützen, der für den Stadtteil abgeholzt werden soll und werben dafür, sich dem Protest anzuschließen.

 

Hinweis: Dieser Artikel basiert größtenteils auf den Informationen vom Aktionstag im Waldhaus. Wenn ihr mehr Infos zum Protest sucht, findet ihr ganz unten im Artikel einige Links. Wenn ihr euch wünscht, dass wir als Redaktion einen bestimmten Aspekt genauer beleuchten, dann schreibt uns an info [at] stadtwandler.org (info[at]stadtwandler[dot]org)

 

Die Fakten auf einen Blick:

  • Der Stadtteil soll am Ende 16.000 Einwohner beherbergen.

  • Im Jahr 2040 ist die Fertigstellung geplant, aber bereits 2028 sollen die ersten Bewohner:innen dort einziehen können.

  • Für den Bau des Stadtteils sollen etwa 4 von 13 ha Wald gefällt werden, unter anderem für den Bau der Straßenbahn und für Sportanlagen.

  • Mindestens 50% der Wohnungen sollen sozial geförderte Mietwohnungen werden.

  • Das Verkehrskonzept soll fuß- und fahrradfreundlich geplant werden.

  • Die Häuser werden zum Großteil 4-geschossig und zu 70-80 Prozent mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.

  • Zunächst soll das Gelände aufgeschüttet und dann Abwasserkanäle eingerichtet werden. Die ersten Fällungen wurden bereits begonnen.

  • Initiativen werben dafür, eine Petition für den Walderhalt zu unterschreiben und sich dem Protest gegen die Baumfällungen anzuschließen. Im Baumhauscamp „Dieti bleibt“ laufen die Vorbereitungen auf die Räumung bereits auf Hochtouren.

Der neue Stadtteil im Spannungsfeld – Wieviel Wald muss weichen?

Dietenbach soll robust, gerecht, legitim, wirtschaftlich und dem Klimawandel angepasst sein sowie die Verkehrswende fördern, trug Ingo Breuker (Stellvertretender Leiter Projektgruppe Dietenbach, Stadt Freiburg) im Waldhaus vor.

Dass es über die Umsetzung dieser Ziele unterschiedliche Ansichten gibt, ist spätestens nach Bürgerentscheid und Baumbesetzung klar – immer noch werden Unterschriften gesammelt für den Erhalt der Bäume im Langmattenwäldchen. Hier sollen 4 von 13 Hektar Wald am Rand des geplanten Stadtteils zum großen Teil Sportanlagen weichen (Wir haben ausführlich berichtet). Beginnen sollten die Abholzungen noch in diesem Jahr, indem eine Schneise für die Verlegung der Erdgasleitung gefällt wird. Initiativen wie „HändewegvomDietenbachwald“ und „Dieti bleibt“ mobilisieren zum Protest und zu Baumbesetzungen.

Der Nabu hat eine Eilklage beim Verwaltungsgericht Freiburg eingereicht, der stattgegeben wurde. Das heißt, erst einmal darf nicht gefällt werden. Allerdings ist hier das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn bei der Eilklage geht es vorerst erst um die Fällungen in Bezug auf eine Gasleitung. Die Fällungen an anderer Stelle zum Kanalbau wurden bereits begonnen.

Mehr Infos:

Während zivilgesellschaftliche Initiativen der Meinung sind, dass die Stadt noch mehr für den Erhalt des Waldes tun könnte, sieht die Stadt über Unterschriften und Protest hinweg. Es gebe keine Alternative zur Fällung (mehr zu den Argumenten im Artikel der Badischen Zeitung vom 29.09.23). Das Verwaltungsgerichts Freiburg fordert nun zu Alternativenprüfungen zum Verlauf der Erdgasleitungen auf.

 

Auch wenn umstritten sind, in welchem Maße Eingriffe in die Natur stattfinden sollten, sind sie als solche beim Bau des Stadtteils unvermeidlich. Um sie auszugleichen sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen – wenn auch nicht unmittelbar in örtlicher Nähe zu Dietenbach (sondern bspw. in Bahling im Rahmen des Projekts Wilde Weiden). Gleichzeitig werden im Stadtteil ca. 1.500 bis 2.000 neue Bäume gepflanzt, um für Schatten und Abkühlung zu sorgen.

 

Wie steht’s um die Mobilität im Stadtteil?

Es soll ein fußgänger:innen- und fahrradfreundlicher Stadtteil entstehen. Das Parken wird nur in elf „Quartiersgaragen“ möglich sein. Pro Haushalt werden darin 0,5 Stellplätze für Autos geschaffen (im Vergleich: für Kleineschholz sind 0,3 Stellplätze vorgesehen, in Vauban wurden faktisch etwa 0,6 Plätze geschaffen). Autoverkehr soll es außer auf dem Ringboulevard nur zum Be- und Entladen geben. Am Straßenrand parkende Autos wird es demzufolge nicht geben. Die Straßenbahnlinie wird aus dem Rieselfeld in den neuen Stadtteil verlängert und soll im 5-Minuten-Takt fahren.

 

Und wie wird gebaut?

Der Stadtteil wird von der Verwaltung als „klimaneutral“ beworben. Hier spricht man jedoch nur von den Betriebsemissionen. Die CO2-Emissionen, die beim Bau des Stadtteils benötigt werden, sind nicht einberechnet.

Bei der Vergabe der Baurechte soll die CO2-Bilanz des Baus allerdings eine Rolle spielen. Hierfür wurde ein „Graue-Energie-Rechner“ entwickelt. Gewünscht sind viele Holzgebäude, die verhältnismäßig arm an grauen Emissionen sind. (Mehr hier)

Die Wohnhäuser werden hauptsächlich 4-geschossig gebaut. Dabei sollen 70 bis 80 Prozent der Dächer mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.

 

Übrigens: Wir, die StadtWandler-Redaktion, haben den Prozess zur Wahl des Energiekonzept Ende 2021 umfangreich redaktionell begleitet. Der Entscheidungsprozess war sehr umstritten. Wenn du mehr darüber erfahren willst, kannst du das hier im StadtWandler-Artikel nachlesen.

 

Wieviel Sozialwohnungsbau soll entstehen?

Mindestens 50 Prozent der Mietwohnungen sollen sozial gefördert werden. Im Vergleich dazu schreibt die Stadt Hamburg für neue Quartiere den „Drittelmix“ vor, bei dem ein Drittel der Mietwohnungen sozial gefördert sind.

 

Was erwartet uns als nächstes?

Die vorbereitenden Arbeiten sind bereits im Gange. Als erstes soll das Gelände aufgeschüttet werden, sodass es nicht mehr hochwassergefährdet ist. Anschließend beginnt ein neuer Stadtteil zunächst mit einem Abwasserkanal. Eins der ersten Gebäude, die auf dem Gebiet entstehen werden, ist laut Petra Lautner von der Projektgruppe Dietenbach die Schule, da diese auch jetzt schon dringend für Kinder aus dem benachbarten Rieselfeld benötigt wird.

Der erste Bauabschnitt soll so fertiggestellt werden, dass im Jahr 2028 die ersten Menschen einziehen können – sofern alles ohne Komplikationen läuft.

Die Türen für Baugruppen stehen laut Ingo Breuker weit offen. Im kommenden Jahr startet die Online-Vergabeplattform, auf der man sich zusammenfinden kann, um sich anschließend auf Grundstücke zu bewerben. Die Vergabe berücksichtigt die sozialen, städtebaulichen und ökologischen Beiträge der Gebäude.

 

Wo kann ich mich weiter informieren?

Die Planung eines neuen Stadtteils ist ein komplexes und zeitaufwändiges Thema. Wenn du spezifische Fragen an die Projektgruppe hast, kannst du hier Kontakt aufnehmen oder dich auf deren Webseite informieren.

Wenn du die Ansichten von zivilgesellschaftlichen Akteuren genauer ergründen willst, kannst du dich hier schlau machen:

Wenn du dir wünschst, dass wir als Redaktion einen spezifischen Sachverhalt für dich recherchieren und beleuchten, dann schreib uns an info [at] stadtwandler.org (info[at]stadtwandler[dot]org)

 

Zuletzt geändert
06.12.23, 23:57